Sach-, Fach- und Lachgeschichten

Meine Meinungen zu Menschen, Marken, Marketing ...

Nettworking klappt nedd

23. September 2024 - Allgemein -

Werbung ist eine Dienstleistung. Da steckt was durchaus Sportliches drin, u. a. Leistung. Zu deren Steigerung geht man ins Training. Regelmäßig – und das nicht im Sinne von einmal pro Jahr oder einer klassischen Fitnessclub-Mitgliedschaft.

Im Idealfall hat man auch wen, der/die einen antreibt – NICHT motiviert. Motivation ist immer intrinsisch! Man muss schon selber besser werden wollen – und natürlich die Voraussetzungen u/o das Talent haben. Dann aber schlägt die Stunde des Trainers – oder wie in meinem Falle: der Trainerinnen.

Ich hatte zwar auch Chefs, aber mehr gelernt habe ich von meinen Chefinnen, weil sie – und das war das Besondere: wohlwollend gnadenloser waren. Es ging ihnen nicht darum, mir Jungspund und Großmaul Selbiges zu stopfen, mir meine Grenzen und ihre Größe und Grandezza aufzuzeigen, sondern mich an meiner Klappe und meinem Potenzial, das sie in mir gesehen haben, zu messen. Und das in aller Deutlichkeit. Mein Liebling war:

“Ich habe dich nicht wegen deiner Mappe eingestellt. Die war scheiße. Sondern wegen deiner Klappe.
Sie ließ mich glauben, dass du viel besser bist. Aber auch ich mache Fehler – und die pflege ich zu beseitigen, sobald ich sie erkenne.
Deine Probezeit ist ja noch nicht rum. Also zeig’ endlich, was du kannst. Du musst dir doch im Grunde nur selbst vom Maul abschreiben.

Also nochmal … und wehe, du kommst nochmal mit so einem langweiligen Scheiß!”

Mir gefiel das. Das war klar. Klar ging es mir erst einmal nicht so gut, also ging ich erst einmal um den Block und mit mir in Klausur. Fand ich denn gut, was ich ihr vorlegte? Nun, es war nicht falsch. Vielleicht war es sogar richtig, aber das wollte sie ja nicht. Das sind ja auch Selbstverständlichkeiten. Die Frage ist: War es gut? Und wenn “Ja”: War es richtig gut? – Und “Nein”, das war es nicht wirklich.

Die Frage, ob ihre Wortwahl, der Tonfall, die Lautstärke richtig war, stellte sich mir nicht, denn es ging ja nicht um mich, sondern um meine Arbeit – und meinen Anspruch an mich selbst. Im Sport ist das gang und gäbe, aber in den Büros bzw. bei der Dienstleistung? Wo ist das der Unterschied, zumal die meisten Dienstleister besser bezahlt werden als Sportler.

Bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris gab es für deutsche Athletinnen und Athleten pro Goldmedaille 20.000 € (Silber: 15.000 €, Bronze: 10.000 €).
Ja, schon viel Geld, aber umgerechnet auf die Zeit im Training, den Schweiß, die Tränen … und der Trainer/die Trainerin muss/will ja auch noch bezahlt werden …

Natürlich wollte ich auch gelobt werden. Natürlich wollte ich auch mal Awards gewinnen. Und das klappt nicht, wenn ich meine Befindlichkeit zum Maßstab mache, sondern nur meinen Anspruch. Und ein guter Coach erkennt den. Ein guter Coach erkennt das. Ein guter Coach macht den aus einem, der man (sagt, dass man) sein will – und dafür macht ein guter Coach nicht den Affen oder den Motivationskasper, er macht Druck. Nicht immer, schließlich hat ein guter Coach auch ein gutes Gespür für Timing und auch Wording, aber er/sie sagt eher einmal mehr “Naja” als “Hervorragend.” Und das ist auch gut so … richtig gut.

Eine Stunde später klang sie dann so:

“Siehste. Geht doch. Warum nicht gleich so?
Du solltest lernen, weniger zu denken und mehr deinen Ideen zu vertrauen.

Überlegen ist gut, überlegen sein ist besser.”

Wir hatten nie wieder so ein Gespräch, sprachen aber und lachten später oft darüber. Und mit den Awards klappte es dann auch das ein oder andere Mal. 🙂

Dass das mit dem Überlegensein nur dann funktioniert, wenn man überlegt handelt, musste von ihr extra nicht gesagt werden. Auch das ist – für mich – eine Selbstverständlichkeit.


Wie auch, dass ich die Kekse mitbringe, wenn Sie mich zu Ihnen zu einem Kaffee einladen.

0 Kommentare
Und wie ist Ihre Meinung dazu?

Schreibe einen Kommentar